Für die Energiewende gilt Holz als einer der wichtigsten erneuerbaren Energieträger. Heizen mit Holz hat Zukunft. Zugleich stellen sich brennende Fragen: zu Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz, CO2-Neutralität, zu Emissionen und deren Vermeidung, zur modernen Technik und der richtigen Nutzung des natürlichen Brennstoffs. Antworten hierzu gibt Tim Froitzheim, Referent Ofen- und Luftheizungsbau, Erneuerbare Energien beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima, im Interview mit der AdK, der Kommunikationsmarke des GVOB.
Tim Froitzheim: Als Gesellschaft haben wir uns die Energiewende zum Ziel gesetzt, das heißt, wir wollen Atomkraft und fossile Energieträger durch erneuerbare Energien ersetzen. Als technisiertes Industrieland mit relativ kalten Wintern haben wir jedoch einen großen Energiebedarf. Holz ist mit einem Anteil von zwei Dritteln die wichtigste Erneuerbare Energie im Wärmesektor, das heißt, ohne Holz würden nicht einmal 5 Prozent des Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt. Die Energiewende ist folglich ohne Holz als Wärmequelle nicht machbar.
Tim Froitzheim: In Deutschland gibt es ungefähr 11 Millionen Holzfeuerstätten. Statistisch gesehen nutzt demnach jeder 4. Haushalt einen Kamin oder Ofen. Die Beliebtheit erstreckt sich über die gesamte Gesellschaft, also unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildung oder Einkommen. Weltweit gesehen ist Holz zum Kochen und Heizen die Nr. 1 der erneuerbaren Energien.
Tim Froitzheim: Kamine und Öfen sehen nicht nur gut aus, sondern geben auch eine angenehme Wärme ab. Der Blick ins Feuer ist beruhigend und gibt uns ein Gefühl von Geborgenheit. Die Faszination der Flammen bewegt etwas in uns, seit jeher.
Tim Froitzheim: Holz ist unsere wichtigste erneuerbare Wärmequelle. Regionale Wälder bieten Rückzug für die Natur und sind Naherholung für uns Menschen. Wälder verbessern die Luftqualität, verhindern Bodenerosion und schützen das Grundwasser. Holz ist als Bau-, Roh- und Brennstoff vielseitig einsetzbar und kann gefahrlos verarbeitet und gelagert werden. Verantwortungsvoll als Wärmequelle genutzt, ist Holz nahezu CO2-neutral und umweltgerecht. Kurz gesagt: Abgesehen vom direkten Sonnenlicht ist Holzenergie die natürlichste Wärmequelle des Menschen.
Tim Froitzheim: Holz nimmt in der Wachstumsphase Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Luft auf. Bei der Verbrennung wird maximal die Menge CO2 freigegeben, die im Holz gebunden ist. Jedoch wird bei der Aufbereitung von Brennholz, also zum Beispiel beim Sägen und beim Transport Energie eingesetzt. Die dabei freigesetzte CO2-Menge ist der Grund, warum Holz nicht gänzlich CO2-neutral ist. Diese Menge ist üblicherweise sehr gering im Vergleich zu der CO2-Menge, die bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern freigesetzt wird. Zudem kann dieser Anteil gering gehalten werden, indem zum Beispiel lokales Brennholz mit kurzen Transportwegen eingesetzt wird.
Tim Froitzheim: Die Stärken der Holznutzung liegen in der dezentralen Nutzung, das heißt bei der lokalen Nutzung in vielen Kleinfeuerungsanlagen. Regionales Brennholz wird gefahrlos gelagert, bis es bei Bedarf ganz gezielt eingesetzt wird. Eine Großanlage bietet diese Vorteile nicht. Der enorme Brennstoffbedarf erfordert meist lange Transportwege. Um einen hohen Wirkungsrad zu erreichen, muss permanent befeuert werden, auch wenn die dabei erzeugte Energiemenge nicht komplett genutzt wird. Insbesondere bei Kraft-Wärmekopplung, also bei gleichzeitiger Strom- und Wärmeerzeugung müssen beide Energieformen permanent abgenommen werden, damit die Effizienz hoch bleibt. Daher wird bei Großanlagen die errechnete, also die theoretische Effizienz in der Praxis oft nicht erreicht. Kleinanlagen haben hier klare Vorteile, vorausgesetzt es wird damit verantwortungsvoll umgegangen.
Tim Froitzheim: Die Holzfeuerung ist laut Umweltbundesamt für etwa 9 % der Feinstaubbelastung verantwortlich (PM10). Industrie, Landwirtschaft und Verkehr verursachen deutlich mehr Feinstaub. Dennoch ist es wichtig, die Emissionen durch Holzfeuer so gering wie möglich zu halten, indem verantwortlich geheizt wird. Die wichtigsten Regeln hierfür sind: nicht unnötig heizen, die Feuerstätte in einwandfreiem technischen Zustand halten und natürlich die richtige Bedienung. Jeder Betreiber hat es buchstäblich selbst in der Hand, wie emissionsarm die eigene Feuerstätte ist.
Tim Froitzheim: Trotz Kritik an Dieselfahrzeugen und zum Teil auch am Holzfeuer ist die Feinstaubbelastung (PM10) in Deutschland seit 1995 um ungefähr 30 Prozent zurückgegangen. Dies ist auf die erhöhten gesetzlichen Anforderungen und die damit verbundenen technischen Verbesserungen zurückzuführen. Die Emissionswerte sind in vielen Bereichen, gerade auch bei Holzfeuerstätten in privaten Haushalten, strenger geworden.
Tim Froitzheim: Etwa die Hälfte der deutschen Feuerstätten ist älter als 20 Jahre, über ein Viertel ist sogar älter als 30 Jahre. Nur etwa jede fünfte Feuerstätte erfüllt die Anforderungen der 1. BImSchV und wurde nach 2010 eingebaut.
Tim Froitzheim: Durch Optimierungen der Verbrennungstechnik wurden die Emissionen moderner Feuerstätten deutlich gesenkt. Betreiber sollten nach der Modernisierung der Feuerstätten unbedingt auf die richtige Bedienung achten. Möglicherweise erfordert das neue Gerät eine Umstellung der vertrauten Handhabung. Emissionen durch fehlerhafte Bedienung können leicht verhindert werden.
Tim Froitzheim: Die meisten modernen Feuerstätten setzen auf Prävention, das heißt, Emissionen schon bei der Verbrennung vermeiden statt hinterher filtern. Um der Entstehung von Emissionen entgegenzuwirken, muss die Verbrennungstechnik der Feuerstätte optimiert werden. Moderne Feuerstätten können die aktuellen Grenzwerte auch ohne Filtertechnik einhalten. Aber auch der verantwortungsvolle Umgang mit der Feuerstätte ist für die Emissionsentwicklung wichtig, denn ohne die entsprechende Brennstoffqualität und die richtige Befüllung verbrennt auch die beste Technik den Brennstoff nicht emissionsarm.
Tim Froitzheim: Die Verordnung „1. BImSchV (Erste Bundesimmissionsschutzverordnung)“ gilt für die Errichtung, die Beschaffenheit und den Betrieb von mittleren und kleinen Feuerungsanlagen. Hier zählen unter anderem auch die holzbefeuerten Einzelraumfeuerungsanlagen dazu. Die 1. BImSchV beinhaltet auch die Rechte und Pflichten der Betreiber. Überprüfungen und auch die Betreiberberatung werden vom Schornsteinfeger durchgeführt.
Tim Froitzheim: Häuser mit sehr effektiver Wärmedämmung benötigen nur wenig Wärme, um selbst an kalten Wintertagen angenehm temperiert zu sein. Kamine mit großflächigen Sichtscheiben geben häufig viel Wärme in kurzer Zeit ab und sind in diesem Fall ungeeignet. Die Lösung für Niedrigenergiehäuser sind Speicherfeuerstätten – wie Grundöfen oder Geräte mit Wassertechnik. Diese haben die Fähigkeit, die Wärme über einen längeren Zeitraum gestreckt abzugeben und sie auch auf mehrere Räume zu verteilen. Ein Grundofen wärmt noch lange, nachdem das Holz im Ofen ausgebrannt ist.
Tim Froitzheim: Holz ist eine sehr wertvolle Ressource. Es wird u.a. zum Hausbau, für Möbel, Papier und zur Wärmeerzeugung eingesetzt. Jedoch liegt nicht das gesamte Nutzholz in der Qualität vor, dass es für eine industrielle Verarbeitung geeignet ist. Dieses "Restholz" ist allerdings ideal dafür, um es zur Wärmeerzeugung in Öfen und Kaminen zu verwenden.
Tim Froitzheim: Diese Kaskade lässt sich nur mit einem Teil des Holzes nutzen, denn nur, wenn das Holz auch die nötige Qualität z.B. für Möbel hat, kann es auch dafür eingesetzt werden. Eine wirtschaftliche Holznutzung beinhaltet daher automatisch eine Kaskadennutzung, weil ein Baum entsprechend seiner unterschiedlichen Holzqualitäten und Holzpreise für verschiedene Zwecke verarbeitet wird, das bedeutet, das astreine Stammholz kann als Bau- oder Möbelholz genutzt werden. Der Verschnitt als Sägenebenprodukten oder Spänen verkauft werden. Für Möbel oder Bau ungeeignetes Stamm- und Astholz kann als Brennholz verwendet werden.
Tim Froitzheim: Nein. Rund ein Drittel der Landesfläche in Deutschland ist bewaldet. Das sind etwa 11,4 Mio. Hektar Wald. Auf jedem Hektar wachsen jährlich durchschnittlich 10 bis 11 Kubikmeter Holz nach, die jedoch nicht komplett genutzt werden. Der gesamte bestehende Holzvorrat sowie 13 Prozent des Nachwuchses verbleiben im Wald. Daher ist der Holzvorrat deutscher Wälder in den letzten Jahren weiter gewachsen.
Tim Froitzheim: Der Begriff der Nachhaltigkeit stammt aus der deutschen Forstwirtschaft und bedeutet, dass nicht mehr Holz genutzt wird, als nachwächst. Das Prinzip der "Nachhaltigkeit" hat seine Ursprünge im frühen 18. Jahrhundert. Vor 300 Jahren wurde "nachhaltende Nutzung" als Begriff von dem sächsischen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz erstmals eingeführt. Nachhaltige Forstwirtschaft ist ein Generationenvertrag, der sicherstellt, dass auch unsere Kinder und Kindeskinder noch ausreichend Holz zur Verfügung haben.
Tim Froitzheim: Aktuell kann das Angebot die Nachfrage bedienen, allerdings wird derzeit Brennholz aus anderen Ländern zugekauft. Sollte in Zukunft mehr Holz genutzt werden, können die Preise steigen. Der Brennholzbedarf ist in den vergangenen Jahren jedoch weitestgehend konstant geblieben.
Tim Froitzheim: Die Unterschiede bei Holzimporten sind groß und reichen von verantwortungsvoller, nachhaltiger Forstwirtschaft, wie wir es aus heimischen Wäldern gewohnt sind, bis hin zum illegalen Raubbau von Urwäldern. Wir empfehlen Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Das FSC-Siegel (ein internationales Zertifizierungssystem) steht beispielsweise für eine verantwortungsvolle Waldwirtschaft.
Tim Froitzheim: Gutes Brennholz muss trocken und unbehandelt sein. Es sollte möglichst einen geringen Rindenanteil haben, keine Erde oder andere Verschmutzung aufweisen, nicht zu groß gespalten sein und für den Ofen oder Kamin die geeignete Länge haben. Schimmelflecken zeigen, dass das Holz feucht geworden ist oder zu langsam getrocknet wurde.
Tim Froitzheim: Holz muss vor Feuchtigkeit geschützt, gut belüftet und mindestens zwei Sommer lang getrocknet werden, d.h. es muss vollständig vor Witterung geschützt sein und darf nicht auf dem nassen Boden liegen. Der Wind sollte es trocknen können. Es sollte so lange lagern, bis die Holzfeuchte bei 12 bis 15 Prozent liegt. Dafür sind bei guter Lagerung mindestens zwei Sommer notwendig.
Tim Froitzheim: Mit einem Holzfeuchte-Messgerät kann man den Trocknungsgrad von Brennholz überprüfen. Es ist wichtig, das Holz unmittelbar vor der Messung zu spalten und in der frischen Spaltfläche zu messen. So wird die Holzfeuchte im Holzinneren gemessen und nicht nur an der Oberfläche des Scheits, denn viele Holzfeuchte-Messgeräte dringen nicht tief genug in das Holz ein. Insbesondere auf sehr günstige Geräte ist leider nicht immer Verlass.
Tim Froitzheim: Es gibt vor allem drei Faktoren, die wichtig sind. Erstens: Es dürfen keine ungeeigneten Brennstoffe verwendet werden. In der Bedienungsanleitung sind alle für die Feuerstätte geeigneten Brennstoffe aufgelistet. Bei Scheitholz sollte auf die Qualität geachtet werden. Es sollte auf jeden Fall trocken, unbehandelt und zu kleinen Holzscheiten gespalten sein. Zweitens: Jede Verbrennung benötigt Sauerstoff. Zu den schweren Fehlern zählt das frühzeitige Drosseln der Verbrennungsluft. Und drittens: Die richtige Menge Brennstoff: Häufig wird zu wenig Holz aufgelegt, dann kommt die Feuerstätte nicht auf Temperatur und die Emissionen steigen. Oft wird auch zu viel aufgelegt. Die Feuerstätte leidet dann unter zu hohen Temperaturen, die Verbrennung ist häufig unvollständig, weil viele Brenngase unverbrannt in den Schornstein abziehen, was ebenfalls hohe Emissionen bedeutet.
Tim Froitzheim: Ja, weil eine automatische Abbrandsteuerung die Bedienung der Verbrennungsluft automatisch übernimmt und damit einer Fehlbedienung vorbeugt. Das Abbrandverhalten wird damit optimiert, das heißt, die Emissionen werden gesenkt und zum Teil auch die Effizienz erhöht, weil weniger Brennstoff benötigt wird. Die Technik wird in Zukunft Standard sein.
Tim Froitzheim: Wer emissionsarm heizt, muss weniger die Sichtscheibe reinigen, denn diese bleibt bei einer guten Verbrennung länger sauber. Wer richtig heizen möchte, muss auf folgende vier Dinge achten:
1. Zustand der Feuerstätte:
Diese sollte technisch einwandfrei sein und idealerweise die 2. Stufe der 1.BImSchV erfüllen.
2. Verbrennungsluft:
Hier sollte der Luftschieber maximal geöffnet sein (er wird nur in der Ausbrandphase gedrosselt).
3. Brennholz:
es muss trocken und unbehandelt sein, wenig Rindenanteil und kleine Scheite mit Spaltflächen haben.
4. Anzündvorgang:
• Scheite überkreuzt stapeln
• richtige Brennstoffmenge
• dickere Scheite nach unten, dünnere nach oben
• nicht die Feuerraumwände berühren
• ausreichend kleines Anzündholz oben auflegen
• mit ein bis zwei hochwertigen Anzündern von oben zünden – bei Rostfeuerung wird üblicherweise von unten gezündet.
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