Ausdrucksstark und außergewöhnlich: Auf der ISH digital wurden am 24. März 2021 im Rahmen des Ofenforums die Gewinner des Design-Preises „Ofenflamme“ präsentiert. Der Wettbewerb ist europaweit ausgeschrieben und zeichnet seit 2015 alle zwei Jahre besondere handwerklich erstellte Feuerstätten aus. Erstmals erfolgte die Bekanntgabe der Preisträger in diesem Jahr digital.
Ausrichter der „Ofenflamme“ ist der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) in Kooperation mit der Zeitschrift „Kamine & Kachelöfen“, unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft e.V. (AdK), der Vereinigung europäischer Kachelofenbauerverbände (VEUKO) sowie den Medienpartnern der Fachpresse des K&L-Magazins und des Magazins „Kachelofen & Kamin“. Aus 175 Wettbewerbseinreichungen prämierte die Fachjury die Öfen und Kamine von vier Teilnehmern mit der „Ofenflamme 2021“: David Muhl (Freudenberg), Tobias Rutz (Dietfurt/CH), Axel Götze (Plauen) und Kurt Nemecek (Wieselburg/AU). Ein Sonderpreis ging an Josef Müller (Runding), zehn Teilnehmer erhielten für ihre Feuerstätte eine lobende Erwähnung.
Ofenbauer: David Muhl, Freudenberg
Der dreiseitige und begehbare Kamin ist ein integraler Bestandteil der Architektur: Er unterteilt den Wohnraum in seine Funktionsbereiche und versorgt eine große Wohnfläche mit Wärme. Das Flammenspiel ist fast im gesamten Erdgeschoss zu sehen.
Das dominierende Gestaltungselement des Kamins ist die großflächige Verkleidung aus 8 mm Stahllamellen mit offenem Fugenbild: Die raffinierte Konstruktion ermöglicht ein einheitliches und exaktes Aufhängen der Lamellen. Sie sind im Inneren miteinander verschraubt und millimetergenau justiert. Die Stahllamellen sind aus verschiedenen Rohstahlrohlingen zusammengestellt: Durch ihre unterschiedliche Höhe entstehen bewusst eine etwas unruhige Optik und ein ansprechender Rhythmus. Die offenen Fugen lockern die großflächige Verkleidung auf und bieten einen einmaligen Einblick in den Kamin.
Eine kleine Bedienluke ist unterhalb des Überhangs verdeckt einbaut, die jederzeit einen Zugang zur Technik ermöglich – zum Beispiel um den Temperaturfühler auszutauschen oder für Reinigungsarbeiten.
Ofenbauer: Tobias Rutz, Dietfurt, Schweiz
Der 4 Tonnen schwere Speicherofen ist ein Alleskönner und bildet fast einen eigenen Raum: Die Anlage bietet zwei Liegeflächen, eine beheizte Sitzbank und einen restaurierten Holzkochherd. Der zweischalig aufgebaute Speicherofen ist mit bruchrohen, einheimischen Sandsteinabdeckungen ausgestattet.
Ausgangsbasis der Anlage ist ein antiker Holzkochherd, der mit dem Speicherofen kombiniert wurde. Er stammt noch aus dem Vorgängerbau des Einfamilienhauses und wurde – wie auch andere Elemente wie z.B. die Altholzverkleidungen – als authentisches Bauteil wiederverwertet und mit einer feuerfesten Glaskeramikplatte versehen. Der Holzherd fungiert im offenen Wohn-, Koch- und Essbereich als Bindeglied zur Küche, wahlweise beheizt er die Ofenbank. Die Steinabdeckungen, der roh geglättete biologische Kalkputz auf einer Sandsteinaußenhülle (Innenausbau aus Schamotte) und die geölten Schwarzblecharmaturen (Feuertüre, Rußtüren) sind traditionelle Materialen des Ofenbaus, die neu interpretiert wurden.
Ofenbauer: Axel Götze, Plauen
Der an der Wand hängende Speicherofen ist mit einer in klassischem Grün glasierten Ofenkeramik verkleidet. Die Viertelkreis-Keramik ist ein innovatives Element: Abgerundete Formen, etwa an Sideboards oder Tischen, lassen den Raum insgesamt größer wirken – und runde Flächen, wie bei diesem Speicherofen, eröffnen optische Freiflächen.
Wie eine Wandskulptur in Modulbauweise hängt der Speicherofen an der Wand. Fast wie ein Sideboard – schwerelos. Die scheinbare Modularität entsteht durch ein optisches Rastersystem, das Designobjekt ist zudem mit einer effektvollen Beleuchtung geschickt in Szene gesetzt. So wird aus dem Speicherofen ein vollwertiges Möbelstück. Im Bereich der Ofentür liegt auf dem Fußboden eine Metallplatte im Rastermaß, um den Boden zu schützen. Die klassische Glasur in „Flaschengrün“ verbindet Tradition und Moderne, traditionellen Kachelofenbau und Design.
Ofenbauer: Kurt Nemecek, Wieselburg, Österreich
Der Kachelofen dient als Raumteiler im Wohn- und Essbereich, ohne dem Raum die Tiefe zu nehmen. Er wird als Ganzhausheizung genutzt – inklusive Heizungs- und Brauchwasser. Die Materialkombination der Oberfläche aus Keramik, Putz und Metall wirkt elegant und modern. Die dunkelgrauen Kacheln in 3D-Optik geben dem Kachelofen ein modernes Erscheinungsbild und ergänzen das Interior-Design des Wohn- und Essraums.
Den Feuerraum kennzeichnet eine effiziente und saubere Verbrennung, die Wärmeabgabe in den Raum lässt sich so jederzeit regulieren. Die umlaufende Messingplatte – auf der Ofenseite als Funken-Schutz für den Holzfußboden und auf der Rückseite als gemütliche Ruhebank – verbindet alle Elemente der Kamin- Skulptur. Ein integriertes Holzregal rundet die Anlage ab.
Ofenbauer: Josef Müller, Runding
Der Grundofen in Form eines Tipis steht mitten in einem Holz-Blockhaus. Er ist mit vielen Details ausgestattet und aufwendig bemalt. Auf der Rückseite wurde sogar ein Warmhaltefach integriert.
Die handwerkliche Meisterleistung und die Liebe zum Detail machen diesen Grundofen zu etwas ganz Besonderem. Die funktionalen Rahmenbedingungen sind mit der Platzierung mitten im Raum, der Kaschierung des Ofenrohrs und der Integration des Warmhaltefachs ideal aufgelöst und umgesetzt. Spätestens beim Anzünden der Feuerstelle entwickelt sich im Kopf eine Geschichte von Abenteuern, Pferden vor der Tür und ein Leben in der Natur – emotional eingefangen in einer ganz eigenen Welt.